Karl Marx1)
Werthausdruck (Werthform) gewinnen Waaren nur im Verhältniß zu einander. Der Werthausdruck einer Waare ist daher stets nur gegeben in ihrem Werthverhältniß zu andrer Waare. Woher dieß? Wie entspringt diese allen Werthformen der Waare gemeinsame Eigentümlichkeit aus dem Werthbegriff?
Wir fanden ursprünglich den Werthbegriff der Waare folgendermassen:
Wir nahmen ein Austauschverhältniß wie 1 Rock = 20 Ellen Leinwand. Wir sagten: Rock und Leinwand drücken hier etwas Gemeinsames aus, als dessen Darstellung sie Gleiches sind. Dieß Gleiche sind nicht ihre Gebrauchswerthe oder Gebrauchskörper. Als solche sind sie von einander verschiedenartige und gegeneinander gleichgültige Dinge. Dieß Gemeinsame, sie Gleichsetzende muß daher gesellschaftlichen Charakters sein. Es ist nicht ihr praktisch gesellschaftlicher Charakter als Gebrauchswerthe, der hier in Betracht kommt. In ihrer Gleichsetzung ist davon eben abstrahirt. Es ist daher ihr Charakter als Arbeitsprodukte. Als Arbeitsprodukte sind sie nur Gleiches, nicht soweit sie die ihre Gebrauchswerthe producirenden wirklichen Arbeiten darstellen, denn in dieser Eigenschaft sind sie eben als Gebrauchswerthe verschieden. Als Arbeitsprodukte sind sie gleich, soweit sie Producte derselben Arbeit sind, der Rock also, wie die Leinwand, als blosse Vergegenständlichung menschlicher Arbeit schlechthin gilt. Dieß ist ihr Werthsein.
So wurden der Rock und Leinwand als Werthe, jedes für sich, auf Verge genständlichung menschlicher Arbeit schlechthin reducirt. Aber in dieser Reduktion wurde vergessen, daß keines für sich solche Werthgegenständlichkeit ist, sondern daß sie solches nur sind, soweit das ihnen gemeinsame Gegenständlichkeit ist. Ausserhalb ihrer Beziehung auf einander – der Beziehung worin sie gleichgelten – besitzen weder der Rock noch die Leinwand Werthgegenständlichkeit oder ihre Gegenständlichkeit als blosse Gallerten menschlicher Arbeit schlechthin. Diese gesellschaftliche Gegenständlichkeit besitzen sie auch nur als gesellschaftliche Beziehung, (in gesellschaftlicher Beziehung.)
Sagen wir: Als Werthe sind die Waaren nur gegenständliche Ausdrücke derselben Einheit, verschiedenartig aussehnde Gallerten derselben Arbeitssubstanz (die aber zu ihrem wahren Ausdruck reducirt werden, indem man vori allem absieht, was sie sonst ausdrücken. Ein Waarenkörper drückt weiter nichts aus, soweit er für alle andern Waarenkörper als Ausdruck des ihnen gemeinschaftlichen gilt.), so sind sie also als solche Gegenständlichkeit auf dieselbe Einheit bezogen; sie sind auf abstrakt menschliche Arbeit reducirt, sofern diese als ihre gemeinschaftliche Einheit, als die gesellschaftliche Substanz gilt, die sich in verschiednen Waarenkörpern nur verschieden darstellt. Sie sind also alle schon relativ ausgedrückt, nämlich relativ zu der menschlichen Arbeit, als der sie bildenden gesellschaftlichen Arbeit.
Sehn wir uns die Bestimmung der Werthgrösse an, so tritt noch klar [er] hervor, daß im Werthbegriff das Werthverhältniß der Waaren schon anticipirt ist oder daß in ihrer Werthgegenständlichkeit sie bereits von vorn herein nicht nur auf abstrakt menschliche Arbeit reducirt sind, sondern auf abstrakt menschliche Arbeit als ihre Einheit, abstrakt menschliche Arbeit als eine bestimmte gesellschaftliche Form der Arbeit; nicht nur als ihre Substanz, sondern als ihre als Waare mit Waare gemeinsamer Substanz. Die Werthgrösse stellt ein bestimmtes Quantum Arbeit vor, aber dieß Quantum ist nicht das zufällige Quantum Arbeit, was A oder B in der Production einer Waare ausgeben. Es ist gesellschaftlich bestimmt, die zur Production des Dings gesellschaftlich nothwendige Arbeit, also die Arbeit, die das Ding im gesellschaftlichen Durchschnitt kostet. Es ist Arbeit, die erstens den durchschnittlichen gesellschaftlichen Grad von Intensität und Geschick besitzt, zweitens unter den gesellschaftlich normalen Productionsbedingungen verausgabt wird. (Die Konkurrenz regelt diesen Grad, der gesellschaftliche Druck, den alle auf jeden und jeder auf alle ausübt.) Die abstrakt menschliche Arbeit ist Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, aber die menschliche Arbeitskraft des einzelnen gilt hier nur als Theil der gesellschaftlichen Arbeitskraft und das Maß ihrer Verausgabung wird daher nicht in der einzelnen Arbeitskraft gefunden, sondern in Verhältnissen, worin sie als Bestandtheil der Gesellschaftlichen Arbeitskraft wirkt.
Fassen wir die Punkte zusammen:
Werthform der Waare gegeben im Werthverhältniß verschiedner Waaren.
1) Die Production der Arbeitskörper als Werthe reducirt sie auf Ausdrücke derselben Einheit, (des Ihnen Gemeinschaftlichen, des Gleichen in ihnen) auf menschliche Arbeit schlechthin als ihre gemeinschaftliche Substanz. Dieß schließt ein: Verhältniß zur menschlichen Arbeit als Einheit, Verhältniß der Waaren zueinander, als Ausdrücke derselben Einheit. Oder das Verhältniß der Arbeitsproducte zueinander als Ausdrücke dieser selben Einheit ist ihr Werthsein. Und nur durch dieß Verhältniß werden aus blossen Arbeitsprodukten, nützlichen Gebrauchsgegenständen – Waaren. Ein Arbeitsprodukt, für sich isolirt betrachtet, ist also nicht Werth, so wenig wie es Waare ist. Es wird nur Werth, in seiner Einheit mit andrem Arbeitsprodukt, oder in dem Verhältniß, worin die verschiednen Arbeitsprodukte, als Krystalle derselben Einheit, der menschlichen Arbeit, einander gleichgesetzt sind.
Es folgt daher: Da der Werth der Waaren nichts ist ausser ihrem Verhältniß zur Arbeit als ihrer gemeinschaftlichen Substanz oder ihr Verhältniß zueinander als Ausdruck dieser gemeinschaftlichen Substanz kann dieser Werth einer Waare auch nur erscheinen in einem Verhältniß, worin sie sich zu andrer Waare als Werth verhält, oder nur im Werthverhältniß verschiedner Waaren. Hence kann Werthausdruck nur gefunden werden, oder die Waaren können nur Werthform erhalten, im Verhältniß verschiedner Waaren. Dieß zeigt uns, wie die Werthform aus der Natur des Werthes selbst entspringt.
Sage ich, dieses Arbeitsprodukt ist Werth, weil menschliche Arbeit in ihm verausgabt ist, so ist das blosse Subsumtion des Arbeitsprodukts unter den Werthbegriff. Es ist ein abstrakter Ausdruck, der mehr einschließt, als er sagt. Denn dieß Arbeitsprodukt wird blos auf diesen Werthbegriff reducirt, um es als Ding derselben Substanz wie alle andren Arbeitsprodukte zu reduciren. Das Verhältniß zu andren Arbeitsprodukten ist also unterstellt. Sage ich z.B. der Stein ist schwer, so drücke ich Schwere als eine Eigenschaft aus, die dem Stein isolirt für sich betrachtet, zukommt. In der That ist aber seine Schwere eine körperliche Eigenschaft, die er nur besitzt im Verhältniß zu andren Körpern. Der Ausdruck, obgleich er nichts von diesem Verhältniß sagt, schließt es ein.
2) Gegenständlichkeit im Werthbegriff eingeschlossen.
Die Reduction des Arbeitsproducts auf sein Werthsein, auf seinen Werth, wird vollbracht durch Abstraktion von seinem Gebrauchswerth. Oder es wird als Werthgegenständlichkeit fixirt, indem von allen körperlichen Eigenschäften abgesehn wird, die es zu einem bestimmten Ding und daher auch zu einem bestimmten nützlichen Ding (Gebrauchswerth) machen. Was übrigbleibt ist eine rein phantastische Gegenständlichkeit – Gegenständlichkeit abstrakt menschlicher Arbeit, gegenständliche Form abstrakt menschlicher Arbeit, also menschliche Arbeit, statt in flüssigem Zustand, in geronnenem Zustand, statt in der Form der Bewegung, in der Form der Ruhe. Es ist hierbei zweierlei zu bemerken:
Erstens: Die Form der Gegenständlichkeit ist eingeschlossen im Werthbegriff. Diese Dinge, Eisen, Weizen, Gold sind Werthdinge, Eisenwerth, Weizenwerth, Goldwerth u.s.w. Die Arbeitsprodukte können daher nicht als Werthe ausgedrückt werden, ihr Werthsein kann nur zum Vorschein, zur Erscheinung kommen – oder ihr Werth kann nur Werthform gewinnen, eine Form die das Werthsein der Waare unterscheidet von ihrem Gebrauchssein – sofern es gegenständlich ausgedrückt wird, also nur im Waarenkörper selbst, denn die einzige Gegenständlichkeit der Waare ist ihre Gegenständlichkeit als Arbeitsprodukte – als Waarenkörper.
Zweitens: