1) Werth.

Karl Marx1)

Dieser Abschnitt nachzunehmen.

Die erste Categorie, worin sich der bürgerliche Reichthum darstelltist die der Waare. Die Waare selbst erscheint als Einheitzweier Bestimmungen. Sie ist Gebrauchswerth, d. h. Gegenstand der Befriedigung irgend eines Systems menschlicher Bedürfnisse. Es ist dieß ihre stoffliche Seite, die den disparatesten Productionsepochen gemeinsam sein kann und deren Betrachtung daher jenseits der politischen Oekonomie liegt. Der Gebrauchswerth fällt in ihren Bereich sobald er durch die modernen Productionsverhältnisse modificirt wird oder seinerseits modificirend in sie eingreift. Was im Allgemeinen anstandshalber darüber gesagt zu werden pflegt, beschränkt sich auf Gemeinplätze, die einen historischen Werth hatten in den ersten Anfängen der Wissenschaft, als die gesellschaftlichen Formen der bürgerlichen Production noch mühsam aus dem Stoff herausgeschält und mit grosser Anstrengung als selbstständige Gegenstände der Betrachtung fixirt wurden. In der That aber ist der Gebrauchswerth der Waare eine gegebne Voraussetzung – die stoffliche Basis, worin sich ein bestimmtes ökonomisches Verhältniß darstellt. Es ist erst dieß bestimmte Verhältniß, das den Gebrauchswerth zur Waare stempelt. Weizen z. B. besizt denselben Gebrauchswerth, ob er von Sklaven, Leibeignen oder freien Arbeitern gebaut werde. Er würde seinen Gebrauchswerth nicht verlieren, wenn er vom Himmel herunterschneite. Wie verwandelt sich nun der Gebrauchswerthin Waare? Träger des Tauschwerths. Obgleich unmittelbar in der Waare vereinigt, fallen Gebrauchswerth und Tauschwerth ebenso unmittelbar auseinander. Nicht nur erscheint der Tauschwerth nicht bestimmt durch den Gebrauchswerth, sondern vielmehr die Waare wird erst Waare, realisirt sich erst als Tauschwerth, sofern ihr Besitzer sich nicht zu ihr als Gebrauchswerth verhält. Es ist nur durch ihre Entäusserung, ihren Austausch gegen andre Waaren, daß er sich Gebrauchswerthe aneignet. Aneignung durch Entäusserung ist die Grundform des gesellschaftlichen Systems der Production, als dessen einfachster, abstraktester Ausdruck der Tauschwerth erscheint. Vorausgesezt ist der Gebrauchswerth der Waare, aber nicht für ihren Eigner, sondern für die Gesellschaft überhaupt. (Wie eine Manchester Familie von Fabrikarbeitern, worin die Kinder im Tauschverhältniß zu ihren Aeltern stehn und ihnen Kost und Logis bezahlen, nicht die herkömmliche ökonomische Organisation der Familie darstellt, so wenig ist das System des modernen Privataustauschs überhaupt die naturwüchsige Oekonomie der Gesellschaften. Der Austausch beginnt nicht zwischen den Individuen innerhalb eines Gemeinwesen, sondern da, wo die Gemeinwesen aufhörenan ihrer Grenze, an dem Punkt des Contacts verschiedner Gemeinwesen. Das Gemeindeeigenthum ist neuerdings als eine besondre slavische Curiosität wiederentdeckt worden. In der That aber bietet uns Indien eine Musterkarte der mannigfaltigsten Formen solches ökonomischen Gemeinwesens, mehr oder minder aufgelöst, aber noch vollständig erkennbar; und eine gründlichere Geschichtsforschung findet es als Ausgangspunkt bei allen Culturvölkern wieder. Das auf den Privataustausch gegründete System der Production ist zuerst historische Auflösung dieses naturwüchsigen Communismus. Jedoch liegt wieder eine ganze Reihe ökonomischer Systeme zwischen der modernen Welt, worin der Tauschwerth die Production in ihrer ganzen Tiefe und Breite beherrscht, und den Gesellschaftsformationen, deren Grundlage zwar schon das aufgelöste Gemeineigenthum bildet, ohne daß

1)
MEGA II/1.2, S. 740–743